Il Civetto – Mittwochsreihe 2022
Tor in Berlin zu beben. Hypnotische Beats und Melodien elektrisieren die Luft, eine
unwiderstehliche Anziehungskraft geht von dem historistischen Ziegelbau aus. Im
Inneren des Bahnhofs beugen sich ein paar junge Musiker über ihre Instrumente und
verwandeln die Szenerie binnen Minuten in einen orgiastischen Street Rave. Schon
bald drängen sich die Massen bis zur Straße und darüber hinaus, der Späti–Verkäufer
kommt mit den Getränken nicht mehr nach.
Keiditsch (Gesang), Dany Ahmed (Bass), Robert Kondorosi (Gitarre), Leon Bollinger
(Schlagzeug & Percussion) und Lars Löffler–Oppermann (Klarinette, Saxofon, Keys)
auf organische Weise eine überaus beeindruckende Entwicklung genommen, die nun
in dem universellen Melting–Pop von neuen Stücken wie »Rio–Reiser–Platz« und
»Neonlicht« ihren vorläufigen Höhepunkt findet – und mit „Späti del Sol“ im bislang
besten Album von il Civetto gipfeln wird.
Worum gehts bei Il Civetto?
so wichtig wie die Musik selbst. »Themen wie Klimawandel oder Gentrifizierung
spielen bei uns automatisch eine Rolle«, sagt Bollinger. »Wir sind politische
Menschen, das lässt sich gar nicht von unserer Musik trennen.« Es ging also darum,
eine neue Sprache für diese Musik zu finden. In der ersten Single »Rio–Reiser–Platz«,
die zu Rio Reisers 25. Todestag erschien, vermitteln il Civetto spielerisch die
Grenzmarkierungen aktueller Gentrifizierungsdiskurse zwischen linker Tradition und
turbokapitalistischer Gegenwart. Ihrem neuen Album ist außerdem ihre gemeinsame
unstillbare Sehnsucht nach der Ferne ebenso eingeschrieben, wie dem großartigen
»Neonlicht« der Pop. »Wir haben uns früher nie getraut, uns so klar zu unserer Pop–
Leidenschaft zu bekennen«, sagt Lars Löffler–Oppermann. Dass sie diesen Mut jetzt
aufgebracht haben, ist gut für uns alle.
https://ilcivetto.de
Der Biergarten ist geöffnet, für Getränke & leckeres essen bei den Foodtrucks ist gesorgt.